Digitale Pfadikurse
Digital durchgeführte Kurse oder Kursteile sind teilweise möglich. Weitere Tipps zur Planung und Umsetzung der Kurse und Entscheidungshilfen finden sich unten im FAQ.
Basis- und Aufbaukurse
Teile der Kurse dürfen digital durchgeführt werden, Teile müssen in Präsenz stattfinden. Alle Kurstage (auch digital durchgeführte) werden subventioniert. Es gilt:
- Mindestens 3 Tage müssen als Präsenzkurs durchgeführt werden
- Die restlichen Tage (4-6 gemäss Ausbildungsmodell) dürfen digital durchgeführt werden.
- Digitale Kursteile müssen im Grobprogramm entsprechend bezeichnet sein.
- Der Kurs darf auf maximal drei Kursteile aufgeteilt werden (Vortage die nicht in der NDS des BASPO als Kurstage erfasst sind zählen nicht zu diesen 3 Kursteilen.)
Weiterbildungen und Coachkurse
(EK, MF, Wahlmodule, Coachkurs, MF Coach, Module im Sicherheitsbereich)
- Die Kurse dürfen komplett digital durchgeführt werden.
- Digitale Kursteile müssen im Grobprogramm entsprechend bezeichnet sein.
Es ist im Einzelfall abzuwägen, ob es Sinn macht einen Kurs ganz oder teilweise in den digitalen Raum zu verlegen. Z. B. kann eine Coachweiterbildung wohl gut digital funktionieren, wohingegen ein Wahlmodul Pioniertechnik digital wenig Sinn macht.
Module im Sicherheitsbereich digital durchzuführen ist nicht sinnvoll. Die PBS empfiehlt, diese als Präsenzkurse durchzuführen.
Weitere nicht J+S-Kurse
(z.B. AL-Kurse, Panoramakurse usw.)
Es ist im Einzelfall abzuwägen, ob es Sinn macht einen Kurs ganz oder teilweise in den digitalen Raum zu verlegen.
Digitale Kurse und Kursteile – FAQ
Programmgestaltung
Es ist wichtig, dass sich das Kursteam mit diesen Fragen auseinander setzt und entscheidet, welche Kursinhalte sich für einen digitalen Kursteil eignen.
Dabei kommt es darauf an, welche Prioritäten ihr setzt und wie vertieft ihr welche Ausbildungsziele abdecken wollt. Denkt daran: Es ist auch möglich einzelne Ausbildungsziele wegzulassen, wenn das übergeordnete Kursziel trotzdem erreicht werden kann.
Es gibt hier kein richtig und falsch. Ihr findet online eine Version der Checklisten für die Basis- und Aufbaukurse, welche euch helfen kann zu entscheiden, was ihr digital machen wollt und was nicht. Zudem gibt es eine Entscheidungsgrundlage in miro.
Bereits geplante und auf eine Präsenzform ausgelegte Kursteile müssen für eine digitale Durchführung angepasst werden. Folgende Aspekte sind für eine Anpassung zu beachten:
- Passende Inhalte wählen: Können die vorgesehenen Inhalte digital gut genug vermittelt werden?
- Abwechslungsreiche Methodik auch digital: Welche Methoden eigenen sich um die Inhalte digital zu vermitteln? Verwendet verschiedene Tools und schafft auch Raum für verschiedene Sozialformen (z. B. individuelles Arbeiten an einem Auftrag der Teilnehmenden offline oder (Klein-)Gruppenarbeiten online.
- Pausen und Bewegung: Die Aufmerksamkeitsspanne vor dem Bildschirm ist begrenzt. Macht genügend Pausen um den Computer zu verlassen und baut auch bewegte Teile ein. Pausen sollen eher länger und zahlreicher sein als in Präsenzkursen, da es genügend Zeit braucht um den Arbeitsplatz auch einmal verlassen zu können. Tipps und Ideen für aktivierende und beruhigende Pausen oder bewegtes Lernen gibt es z. B. unter schulebewegt.ch oder verwendet #Pfadibewegt.
- Zeit für Informellen Austausch und für Fragen schaffen: Überlegt euch, wie ihr den informellen Austausch zwischen den Teilnehmenden fördert und wie ihr sicherstellen könnt, dass sie auch Fragen stellen können. Schafft dafür Gefässe wie Gruppenstunden oder digitale Räume, wo Leitende für Fragen zur Verfügung stehen.
- Digitale Kurstage nicht zu lange gestalten: Kurstage von 10 oder mehr Stunden, wie man sie aus «normalen» Pfadikursen kennt, machen digital keinen Sinn. In einem J+S-Kurs muss die Ausbildungszeit pro Tag mindestens 6 Stunden betragen. Dazu zählen aber z. B. auch Arbeitsaufträge, die die Teilnehmenden in einem definierten Zeitfenster selbständig bearbeiten.
- Passende technische Tools wählen: Siehe unten.
Ja, auch digitale Kursblöcke sollen Verarbeitungsteile (Anwenden des Gelernten) beinhalten, damit sie nicht langweilig und eintönig werden. Es ist aber auch denkbar, einzelne Themen so zu behandeln, dass die Verarbeitungs-Teile im Präsenzteil des Kurses stattfinden und die restlichen Teile digital.
Die Methoden, die ihr wählt, sind immer abhängig von den Zielen die ihr erreichen wollt: Für einzelne Ziele eignet sich ein frontaler Vortrag in einem Video-Call-Tool gut; Gruppenarbeiten in verschiedenen digitalen Räumen mit einfachen Hilfsmitteln wie digitalen Whiteboards funktionieren digital fast gleich gut wie in Präsenzkursen. Zur Ausbildungszeit gehört aber nicht nur die Zeit, die Teilnehmende in Video-Call-Tools verbringen. So ist es z. B. möglich den Teilnehmenden Aufträge zu geben und sie zu bitten, ihre Arbeit zu dokumentieren, z. B. mit dem Einreichen von Fotos oder Dokumenten. Auch ist es möglich, praktische Aufgaben zu stellen, die die Teilnehmenden selbständig und flexibel in einem definierten Zeitraum (z. B. zwischen 2 Kursteilen) lösen können.
Beobachtungen zu machen, um den Teilnehmenden gute Rückmeldungen geben zu können und sie angemessen zu fördern und am Schluss des Kurses zu qualifizieren, ist in digitalen Kursteilen sicher anspruchsvoller. Achtet daher auf folgende Punkte:
- Es sollen nur Leistungen bewertet werden, welche auch beobachtet werden können. Punkte zu welchen keine Beobachtung existiert, können auch nicht als Begründung für eine negative Qualifikation verwendet werden.
- Es müssen nicht alle Kursziele für die Qualifikation herangezogen werden. Überlegt euch daher gut, welche Mindestkriterien euch wichtig sind und wie ihr den Kurs gestaltet, damit ihr diese auch gut beobachten könnt.
- Für einzelne Situationen kann es sinnvoll sein, mit formellen Tests/Lernkontrollen zu arbeiten. Übertreibt es aber damit nicht.
- Ein Grossteil der Eigenleistungen kann im Präsenzteil beobachtet werden, wenn dieser entsprechend gestaltet ist (z. B. auf einer Unternehmung in Kleingruppen können sehr viele Kompetenzen beobachtet werden).
- Qualifikationsgespräch zum Kursabschluss sind wenn möglich physisch zu machen.
Kursdurchführung
Hier eine nicht abschliessende Liste von Tools, die sich für die Pfadiausbildung eignen können. Einige Tools sind gratis, andere bieten Gratis-Lizenzen für Nonprofit-Organisationen an, von welchen die Pfadi profitieren kann. Es lohnt sich zu prüfen ob die Ausbildungsregion oder der Kantonalverband solche Lizenzen bereits haben oder neu anschaffen wollen. Die Zusatzfunktionen, die man bei lizenzierten Produkten bekommt, sind oft sehr nützlich für Kurse und verhindern das ständige wechseln von Tools und Neu-Einloggen.
Stabile Gesamtlösungen
Sobald einige digitale Ausbildungsbausteine und eine aufwändigere Kursplanung zusammenkommen, empfehlen wir, dass ihr euch Gedanken zu einer Gesamtlösung macht, die das Zusammenarbeiten an Dateien, Konferenz-Calls und Chatten erlaubt.
Google Workspace
Bietet eine breite Palette an Werkzeugen zur Zusammenarbeit und wird für Nonprofit-Organisationen gratis zur Verfügung gestellt (rechnet etwas Zeit für die Akkreditierung ein). Enthalten sind beispielsweise Google Hangouts, Google Drive und Google Classroom.
Microsoft 365
Bietet eine breite Palette an Werkzeugen zur Zusammenarbeit und wird für Nonprofit-Organisationen gratis zur Verfügung gestellt (rechnet etwas Zeit für die Akkreditierung ein). Enthalten sind beispielsweise Teams, Sharepoint und OneNote.
Konferenz-Calls
Neben den beiden oben genannten Grosskonzernen gibt es verschiedenste Optionen, sich miteinander online auszutauschen.
zoom.us
Beliebte, stabile Anwendung, die wohl inzwischen die meisten kennen. Ohne bezahltes Konto, muss man alle 40 Minuten die Session erneuern.
Schnell und einfach; man kann sich unangemeldet einwählen.
Opensource-Lösung, die auch auf eigenen Servern gehostet werden kann.
Ein virtueller Raum (in der gratis-Version bis 3 Räume à 25 Personen möglich) in dem die Teilnehmenden als Video-Punkte sichtbar sind.
Whiteboards
miro.com
Ein unendlich grosses Whiteboard, das man mit Leichtigkeit strukturieren und mit Post-ist, Text oder Ähnlichem befüllen kann.
witeboard.com
Unangemeldet mit einem Klick zusammen zeichnen und teilen.
mural.co
Whiteboard mit Vorlagen für die verschiedensten (Business-)Situationen
Erstelle Pinnwände, Dokumente und Webseiten, die leicht zu lesen sind und bei denen andere Spaß haben, mitzuwirken.
Weitere nützlich-erfrischende Anwendungen
mentimeter.com
Umfragen Erstellen und die Antworten live visualisieren – das ist menti.
kahoot.com
Quizzes unter Zeitdruck
actionbound.com
Ein digitaler Postenlauf, der abhängig vom Standort via Smartphones Fragen und Denkanstösse liefert
Powerpoint mal anders – von einer Folie kommt man zur nächsten mit rein-/rauszoomen oder schieben.
card2brain.ch
Eine Lernkartei – einfach digital
trello.com
Übersichtlich ToDos verwalten
Die digitale Kursdurchführung hat ihre Tücken. Nicht alle Personen sind gleich geübt im Umgang mit technischen Hilfsmitteln, nicht alle haben eine gute Infrastruktur (PC, stabiles Internet, Headset) zur Verfügung. Es können technische Probleme bei Teilnehmenden oder Leitenden auftreten. Folgende Tipps und Tricks helfen damit umzugehen:
- Technik-Verantwortliche*n definieren: Es lohnt sich, jemanden im Kursteam zu bestimmen, der*die für die Technik zuständig ist und Personen mit Problemen zur Seite stehen kann.
- Die technische Infrastruktur testen: Es kann helfen, im Kursteam bereits Höcks mit dem gleichen Tool zu machen und die Funktionen zu testen. Ein Test-Zeitfenster zu definieren, in dem sich die Teilnehmenden bereits vor dem Kurs oder zu Beginn des Kurses einmal im Tool einloggen und dem*der Technikverantwortlichen Fragen stellen und die Funktionalitäten kennenlernen können, ist eine weitere Möglichkeit. Evtl. muss der richtige Browser gewählt, ein Account erstellt oder eine Desktop-App heruntergeladen werden.
- Genügend Zeit einberechnen und gelassen bleiben, wenn mal kleinere technische Probleme auftreten.
- Nicht zu viele verschiedene Tools verwenden: Das wechseln von Tools braucht Zeit. Es bringt etwas Abwechslung, kann aber auch Verwirrung stiften.
In digitalen Kursen ist es besonders wichtig ein detailliertes Programm zu planen und die Eckdaten den Teilnehmenden zur Verfügung zu stellen. Ideen dazu sind:
- Tagesprogramm inkl. Links zu allen benötigten Tools, Dokumenten und Online-Kursräumen digital zur Verfügung stellen. Dies kann z. B. per E-Mail, mittels geteilter Cloud oder mit einer eigens erstellten Webseite (gratis Webseitentools für Laien gibt es viele) geschehen.
- Kommunikationskanäle definieren: Es kann sinnvoll sein, Gruppenchat-Tools zu verwenden, um den Teilnehmenden kurzfristige Änderungen bekannt zu geben.
Wie auch in Präsenz-Kursen, kann ein Pfadikurs mit kreativen Elementen, Spielen oder einem roten Faden aufgelockert werden. Das ist nicht zwingend notwendig, kann aber helfen, den Pfadispirit in einem digitalen Kurs aufrecht zu erhalten. Eurer Kreativitiät sind keine Grenzen gesetzt. Es ist auch eine interessante Idee, informelle Räume für den Austausch zwischen den Teilnehmenden zu schaffen, zu denen das Kursteam keinen Zutritt hat.
Versucht zwischendurch auch Methoden einzuplanen, die bildschirmfreie Zeit ermöglichen – wie das Hören eines Podcasts, ein Telefonat oder das Lesen in einer zugestellten Broschüre.
Die Aufmerksamkeit der Tn auf den Kurs zu lenken ist bei digitalen Kursen schwieriger. Helfen kann z. B.:
- Sozialform öfter wechseln: Plenumsteile, Gruppenarbeiten und Zeit für Paar- oder Einzelarbeit wechseln sich ab, so ist es schwieriger abzuschweifen.
- Interaktive Teile einbauen: Es gibt tolle Tools um z. B. ein Quiz, eine Abstimmung oder ein Spiel einzubauen. Kreative Teile für z.b. Gruppeneinteilungen lockern auf und holen die Tn ab, die den Faden verloren haben.
- Verhaltensregeln: Auch in digitalen Kursen sind Verhaltensregeln wertvoll, damit die Teilnehmenden den gewünschten Umgang mit der Kamera, dem Stummschalten oder dem Chat kennen und wissen, wie sie sich melden sollen.
Ja unbedingt! Tauscht eure Erkenntnisse auch zwischen den Kursteams aus und schreibt in die PBS-Kursauswertung, was ihr gelernt habt.